Vom Badehaus zum Kunsthaus
Das Arnulf Rainer Museum befindet sich in einem architektonischem Juwel. Denn wo heute Kunstinteressierte ein und aus gehen, badeten einst die Kurgäste: im "Frauenbad" - dem größten und schönsten Badehaus in der historischen Kurstadt Baden bei Wien. Von den vielen Badener Kurbädern ist das Frauenbad das einzige Haus in dem die historische Kurbad-Architektur inklusive Badebecken und Umkleidekabinen bis heute erhalten blieb. Sie ist bei einem Besuch des Kunstmuseums allgegenwärtig.
Tauchen Sie hier kurz in die Geschichte dieses Ortes ein und vertiefen Sie sich im Ausstellungskatalog "200 Jahre Frauenbad" oder mit dem Audioguide zur Geschichte des Hauses in die Entwicklungen und Besonderheiten dieses Badehauses.
Warum heißt das Badehaus "Frauenbad"?
Anders als der Name vielleicht vermuten lässt, war das Frauenbad kein Badehaus ausschließlich für weibliche Kurgäste. Der Name ist historisch bedingt: Am Standort des Frauenbades stand im 13. Jahrhundert eine Kapelle, namens "Frauenkirche".
Ein Gebäude im Wandel der Zeit
Die Badekultur hat aufgrund ihrer vielen Schwefelquellen eine lange Tradition in der Kurstadt Baden und zählt seit 2021 als UNESCO Weltkulturerbe. Das Frauenbad, entworfen vom Architekten Charles de Moreau, hatte immer den Anspruch am Zahn der Zeit zu sein. So standen bei dessen Grundsteinlegung 1821 Zweckmäßigkeit, Sparsamkeit und Rückbesinnung auf eine gewisse Schlichtheit des Baukörpers sowie Verzicht auf Dekor im Vordergrund der Baukunst.
Ein halbes Jahrhundert nach der Eröffnung des Frauenbades entsprachen die technischen Einrichtungen und die Innenraumgestaltung nicht mehr den Anforderungen der Zeit, und so wurde im Jahr 1877 mit einem neuerlichen Umbau begonnen. Um den Repräsentationsfunktionen gerecht zu werden, wurden die Badebecken mit Marmortafeln verkleidet und im Zentrum des Gebäudes ein großer Saal angelegt. Diesen Saal nennen wir heute Spiegelsaal.
Charles de Moreau
Der klar gegliederte Bau des Frauenbades von 1821 basiert auf einem Entwurf von Charles de Moreau. Er war einer der führenden Architekten des französischen Klassizismus.
Gemeinsam mit dem Badener Stadtbaumeister Anton Hantl war er verantwortlich für die Gestaltung des neuen Badehauses "Frauenbad". Aus Moreaus Hand stammten unter anderem auch das Dianabad und das Palais Palffy in der Wallnerstraße, sowie die ehemalige k.k. Nationalbank in der Herrengasse in Wien. Hantl führte mit dem Rathaus und der Weilburg die wichtigsten Bauten des 19. Jahrhunderts in der Stadt Baden aus.
"Neues aus Altem Schaffen"
Beinahe 100 Jahre blieb der Bau nun unverändert und als moderne Badeanstalt in Betrieb. Erst in den 1970er Jahren wurde der Badebetrieb eingestellt. Einige Jahre wurde das Gebäude des Frauenbades als Internationales Ausstellungszentrum genutzt, bis es schließlich 2009 zu seiner heute, aktuellen Bespielung als Arnulf Rainer Museum kam.
Es erfolgten nochmals Umbauarbeiten am Frauenbad, wobei Arnulf Rainers Leitsatz "Neues aus Altem schaffen" von dem Wiener Architektenteam Lottersberger-Messner-Dumpelnik baulich umgesetzt wurde und der charakteristische Bau in seiner Substanz unangetastet blieb.