DUETTE DUELLE

Gemeinschaftsausstellung
Arnulf Rainer Museum
Ausstellungsansicht: Duette Duelle

„Duette Duelle“ beleuchtete verschiedene Facetten des künstlerischen Dialoges und kollaborativer Schaffensprozesse – ein Thema, das ungeachtet von Arnulf Rainers Selbststilisierung als manischer Einzelgänger für sein Schaffen von großer Relevanz ist. Veranschaulicht wird das etwa durch seine bekannten Werkserien der „Face Farces“ und „Body Poses“ sowie Gemeinschaftsarbeiten mit Dieter Roth und Günter Brus.

Eine Idee, die bereits mehreren Ausstellungen des Hauses zugrunde lag, nämlich Rainers Werk anderen künstlerischen Positionen gegenüberzustellen, wurde in der Schau aufgegriffen und „transponiert“: Dem Motiv „Duette Duelle“ folgend waren großformatige Gemeinschaftsarbeiten von Brigitte Kowanz und Franz Graf aus den frühen 1980er-Jahren in den Marmorbädern des ehemaligen Frauenbades zu sehen.

Ausgangspunkt der Ausstellung waren die Werke Arnulf Rainers aus den Beständen der Landessammlungen Niederösterreich (die unter anderem auf eine großzügige Schenkung des Künstlers zurückgehen), ergänzt um Leihgaben von Privatsammlungen, der Galerie Sommer und des Künstlers Franz Graf. 

Kuratiert wurde die Schau von Alexandra Schantl.

    Kuratorin Alexandra Schantl

    Über die Ausstellung

    Ausgehend von Arnulf Rainers Werken aus den Beständen der Landessammlungen Niederösterreich, die 2009 durch eine großzügige Schenkung des Künstlers – anlässlich der Errichtung des ihm gewidmeten Museums – eine bedeutende Bereicherung erfahren haben, beleuchtet die Ausstellung verschiedene Facetten des künstlerischen Dialoges und kollaborativer Schaffensprozesse. Es ist ein Thema, das ungeachtet von Rainers Selbststilisierung als manischer Einzelgänger für sein Schaffen von großer Relevanz ist.

    Das belegen nicht nur seine Schriften, sondern zunächst vor allem die in den 1970er-Jahren entstandenen Werkserien der „Face Farces“ und „Body Poses“, mit denen er große Bekanntheit erlangte. Diese Überarbeitungen von Schwarz-Weiß-Fotografien beruhen auf der Zusammenarbeit mit professionellen Fotografinnen und Fotografen, die dazu angehalten waren, den Höhepunkt von Rainers Gesichts- oder Körperspannung zu dokumentieren. Da ihm die Ergebnisse der Fotoséancen, die er als eine „Art extrovertierter Selbstkommunikation“ vor einem nicht anwesenden Publikum verstand, zu wenig ausdrucksstark erschienen, begann er mit dem Überzeichnen seiner fotografischen Selbstdarstellungen, um „eine akzentuierte Selbstproduktion, aber auch eine symbolische Wandlung und Eigenauslöschung zu praktizieren“.

    Diesem Prinzip folgte Rainer später auch bei seinen Überarbeitungen fotografischer Reproduktionen von historischen Kunstwerken, etwa von Zeichnungen Egon Schieles, Selbstbildnissen van Goghs oder mittelalterlichen Christusdarstellungen. Sie gründen auf der „Unmöglichkeit des Dialogs“, die – so Rainer pointiert – den Maler dazu bringt, „Unfaires einzusetzen. Er ringt wie Jakob mit dem Engel, zieht aber heimlich das Taschenmesser beziehungsweise einen Farbbrei hervor, um den Gegner damit zu ohrfeigen oder ihm die Augen zu verschmieren. Jedes Mittel ist dann recht, um sich von diesem Duell zu befreien, um irgendeinen Sieg durch andere Kunst- und Kampfformen zu erringen. Schließlich ist das Ganze ja kein reines Duett, kein rituell vorbestimmtes Fairnisduell [sic], sondern eine Art Singkampf, Ringkampf ohne Schiedsrichter. Wer oben verbleibt, hat gewonnen.“

    Hingegen entsprang die dialogische Zusammenarbeit mit Dieter Roth Rainers Wunsch, eigene Werke, von deren Qualität er noch nicht überzeugt war, von seinem deutschen Kollegen überarbeiten zu lassen, anstatt sie wie gewohnt selbst „durch eine Umformung oder Zerstörung zu intensivieren“. Daraus entwickelte sich eine produktive, mitunter auch konfliktreiche Zusammenarbeit, die zwischen „Misch- und Trennkunst“ oszillierte und in vielfältiger medialer Form Niederschlag fand. In Rainers Text „Duette, Duelle usw.“ heißt es dazu: „[…] jedes Miteinander zweier Gehirne bzw. Darstellungssysteme setzt irgendeinen Konsens voraus. Der unsrige: neue Adern anzubohren, neue Äste zu erklettern, neue Gehirnblasen anzustechen. Wir waren voller Neugierde, Veränderungswillen und Akrobatenübermut.“ 

    Letzteres bewiesen auch alle an dem happeningartigen Konzert „Selten gehörte Musik“ 1974 in Berlin beteiligten Künstler, zu denen neben Rainer und Roth Günter Brus, Oswald Wiener, Hermann Nitsch, Gerhard Rühm, Dominik Steiger und Christian Ludwig Attersee zählten.

    Während in den 1970er-Jahren die Gemeinschaftsarbeiten mit Dieter Roth entstanden, indem die Künstler entweder am gleichen Tisch saßen oder die Arbeiten auf dem Postweg hin- und herschickten, verlief die künstlerische Kollaboration von Rainer und Günter Brus in den 1980er-Jahren ausschließlich zeitversetzt: Die Werke wurden zuerst von Rainer und anschließend von Brus bearbeitet. Deshalb sind ihre beiden Handschriften klar zu unterscheiden.

    Die Idee vergangener Ausstellungen aufgreifend, die Rainers Werk jeweils in einer Gegenüberstellung mit einem anderen (zuletzt dem von Emilio Vedova) präsentierten, zeigt die aktuelle Schau in den drei Bädern, dem Thema „Duette Duelle“ folgend, Bilder, die Anfang der 1980er-Jahre von Brigitte Kowanz und Franz Graf gemeinsam geschaffen wurden. Beide hatten an der Hochschule (heute Universität) für angewandte Kunst Wien bei Oswald Oberhuber studiert, wobei Graf zugleich auch Assistent in Rainers Atelier war. Diese Tätigkeit beendete er wegen der intensiven Zusammenarbeit mit Brigitte Kowanz (1979–1983/84). 

    Im Unterschied zu Rainers Gemeinschaftsarbeiten spielte die individuelle Autorschaft bei der Kollaboration von Kowanz und Graf keine Rolle, sondern ging vielmehr in einer „Ästhetik des Verschwindens“ auf, wie sie damals von dem französischen Philosophen Paul Virilio skizziert wurde. Dies manifestierte sich unter anderem in der Verwendung transparenter, oft beidseitig und in mehreren Schichten mit selbstleuchtenden Farben bemalter Bildträger, die je nach Beleuchtung mit Schwarzlichtstrahlern ein anderes Aussehen annehmen und mit ihren neonfarbenen, kantigen Figurationen an Video- und Computerspiele erinnern.“

    Laufzeit der Ausstellung: 
    1.4.2023 - 6.10.2024

    Kuratorin: 
    Alexandra Schantl

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