Rosa Rot Himmel Blau

Arnulf Rainer
Arnulf Rainer Museum
Ausstellungsansicht: 
Arnulf Rainer. Rosa Rot Himmel Blau
2022

„Rosa Rot Himmel Blau“ versammelt 115 noch nie gezeigte Arbeiten von Arnulf Rainer zu den Themen Natur, Wissenschaft, Schöpfung und Kosmos. Themen, die aktueller denn je sind.

Rainer wird häufig mit schwarzen Bildern in Verbindung gebracht und gleichsam als „Schwarzmaler“ wahrgenommen. „Rosa Rot Himmel Blau“ scheint daher ein etwas provokanter Titel zu sein, doch er besagt, dass der Künstler, insbesondere ab Mitte der 1980er-Jahre, das gesamte Farbspektrum nützt. Er wählt nun auch zartere Farbtöne und flüssigere Farben, wechselt vom Rot zum Rosarot und vom tiefen Blau zum Himmelblau.

Ich male nicht, sondern ich bemale, übermale oder zermale, d. h., ich brauche einen Auslösefaktor, etwas Existierendes, das ich bestalte.
Arnulf Rainer, 1992
Kurator Helmut Friedl

Über die Ausstellung

Der Titel dieser Ausstellung verblüfft wohl viele, die das Werk Arnulf Rainers kennen und lieben. Im allgemeinen Bewusstsein hat sich die schwarze Malhaut als die einzige Ausdrucksform des Malers eingeprägt, mit der er die Schichten darunterliegender Malerei bedeckt und abschließt. Vergessen oder übersehen bleibt oft die Tatsache, dass bereits in den 1950er- und 1960er-Jahren neben den schwarzen Übermalungen auch solche in Rot, Blau, Grün und Weiß entstanden und somit auch da schon Farbe zu seinem Ausdrucksmittel gehörte; ganz zu schweigen von der Farbigkeit der „Proportionen“ (1953/54), dieser aus kontrastierenden Buntpapieren zusammengesetzten Collagen.

Nach einer Phase eruptiver Gemälde voll farbig leuchtender Einfälle, die aus dem vehementen Körpereinsatz als Hand- und Fingermalerei in den 1970er- und 1980er-Jahren entstanden, sucht Rainer gegen Ende der 1980er-Jahre nach einer transparenteren Malerei. Er wechselt von der Ölfarbe, die er nur auf am Boden liegenden Papieren verarbeiten konnte, zu wasserlöslichen Leim- und Acrylfarben, die er auf großen stehenden Bildtafeln mit breiten Pinseln ausbreiten kann, fließend und sich überlagernd. In einigen Werkgruppen dieser Ausstellung liegen Bildmotive anderer Künstler wie Francisco de Goya und Jean-Baptiste Camille Corot sowie schulische Schautafeln von Landschaften und Denkmälern seiner Übermalung „zugrunde“. Das Ausgangsbild wird durch Farbe, Überlagerung und Umhüllung in der Malerei Rainers zu einer neuen Bilderfahrung.

Der Einsatz von Metallsilhouetten mit Engelsmotiven und Sternen überlagert sphärische Farbstimmungen auf nahezu quadratischen Tafeln. Kunstblumen, meist aufwendig aus Seide gefertigte, geben der Malerei einen konkreten, haptischen Grund. Hier spielt die vielfältige Arbeit Rainers an und mit Büchern und anderen Druckwerken des 18. und 19. Jahrhunderts eine wichtige Rolle. Diese Druckwerke zeigen einen systematischen Zugriff in die wild wuchernde Natur, wählen aus und stellen die einzelnen Pflanzen nach bestimmten botanischen Kriterien vor. Aufgrund dieser Methode erscheint die Pflanzenwelt des gesamten Globus greifbar und trotz aller Vielfalt vergleichbar. Rainer setzt in seinen Übermalungen der Bücher bereits ein Zeichen gegen die Domestizierung der Natur, indem er den Pflanzen zu neuen Farbwundern verhilft. Erst recht in den Gemälden wird die volle Kraft seiner Malerei als Sinnbild der Vitalität von Natur spürbar. Dass der Maler hier zartere Farbtöne wählt, vom Rot zum Rosarot wechselt und vom tiefen Blau zum Himmelblau, macht ein neues Seherlebnis aus der Betrachtung dieser Werke. Seidige Schleier verhüllen und befreien den Blick auf diese Pflanzen, offenbaren ihre Verletzlichkeit durch die Zartheit der Farbtöne und durch die Leichtigkeit ihres Auftrags.

Die Werke dieser Ausstellung werden hier erstmals der Öffentlichkeit gezeigt. Rainers Œuvre wird mit diesen Werken der 1980er- und 1990er-Jahre um eine weitere, malerisch spannende Facette bereichert.

Laufzeit der Ausstellung:
26. März 2022 - 12. Ferburar 2023

Kurator: 
Helmut Friedel